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Die neue Art der Online-Textverarbeitung

Wenn man im Team an einem Dokument arbeiten möchte, dann kann das ganz schön kompliziert werden. Wer hat was und wann zuletzt editiert, wie fügt man mehrere Dokumente am schlausten zusammen und wo speichert man das oder die Textdokumente ab? Solche Fragen tauchen spätestens dann auf, wenn das Team größer wird. Online Dienste, wie etwa Google Docs, Zoho  oder auch die Microsoft Office Web Apps waren bisher die Lösungen des Problems.

Diese Dienste bieten die Möglichkeit, an unendlich vielen Dokumenten gleichzeitig zusammen zu arbeiten. Die Dokumente werden dabei nicht lokal gespeichert, sondern liegen in der Cloud und sind via Internet abrufbar. Google Docs, Zoho und die Microsoft Web Apps funktionieren genauso wie die bekannten Desktop-Clients zur Online-Textverarbeitung.

Eine neue Art der Online Zusammenarbeit bietet allerdingst Substance – eine österreichische Online-Textverarbeitungs- und Publishing Plattform.

Substance ist besonders interessant für alle Schreiberlinge, wie Journalisten, Autoren oder Wissenschaftler.

Dokumente in Substance können mit anderen Substance-Nutzern geteilt und gemeinsam bearbeitet werden. Die Inhalte der Dokumente werden als strukturierte Daten gespeichert, was jegliches Formatieren der Texte erspart.

Das ist Evolution der Online- Textverarbeitung!

Die Inhalte werden in so genannte „Nodes“ Elemente  unterteilt und eingefügt (“Section”, “Text”, “Image”, “Resource”, “Quote”, “Code”) und können ebenfalls mit Kommentaren ergänzt werden. Die fertigen Inhalte können dann sowohl lokal gespeichert oder als auch öffentlich auf Substance veröffentlicht werden. Um über Änderungen an einem öffentlichen Dokument auf dem Laufenden gehalten zu werden, ist es möglich, dieses zu abonnieren. Bei jeder Änderung bekommt man dann ein Update zu geschickt.

 

Meine Kollegen von netzwertig.com haben noch etwas interessantes heraus gefunden:

Mittels einer offenen API (derzeit nur Lesezugriff, Schreibzugriff folgt) können Drittanwendungen sich die bei Substance abgelegten Daten zunutze machen – das Stichwort “Daten” ist in diesem Kontext wichtig, da sich die in den einzelnen Nodes platzierten Inhalte separat abrufen lassen. Wer das nötige technische Know-how mitbringt, könnte somit beispielsweise Texte in Substance schreiben, die dann automatisiert und nach eigener Vorstellung an anderer Stelle in einem Blog publiziert werden.

 

Es bleibt spannend, ob sich Substance gegen seine Mitbewerber und vor allem zu Gunsten seiner Zielgruppe durch setzen wird. Die Attraktivität der Plattform für Online- Textverarbeitung spricht für sich und das Beste: Es ist Open-Source!

Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit einem Blog Geld zu verdienen. Neben Google Adsense, was sicherlich mittlerweile eine der häufigsten Methoden ist, haben sich in den letzten Jahren verschiedene Micro-Payment-Systeme gebildet. Eines davon ist Flattr, welches ich für euch einmal unter die Lupe genommen habe.

Das aus Schweden stammende Konzept Flattr ist eigentlich nichts anderes als ein Abonnement für kreative Inhalte im Netz. Der Name Flattr ist allerdings nicht schwedisch, sondern setzt sich aus dem Begriff Flatrate und to flatter (jmd. schmeicheln) zusammen.

Geld verdienen mit Flattr

Geld verdienen mit Flattr

Blogger und andere Medienanbieter platzieren derweil auf ihrer Webseite einen Flattr-Button, der angeklickt werden kann, wenn die Inhalte der Seite gefallen. Für jeden Klick wird dann ein Betrag X fällig. Im Prinzip ist der Flattr-Knopf nichts anderes als ein Spendenknopf.

Der User entscheidet sich bei seiner Registrierung auf Flattr dazu, einen gewissen Betrag im Monat zu „verflattrn“. Mindestens 2 Euro müssen eingezahlt werden. Am Monatsende werden die Klicks dann zusammen gezählt und die eingezahlte Summe auf alle geklickten Inhalte gleich verteilt. Wird innerhalb eines Monats nicht „geflattrt“, so wird das eingezahlte Geld an eine gemeinnützige Organisation gespendet.

Flattr

Flattr

Flattr Beispielrechnung 1:

Ein User registriert sich bei Flattr und zahlt 2 Euro ein. Im Laufe des Monats klickt er 10 Mal den Flattr Knopf auf verschiedenen Seiten. Am Ende des Monats werden die 2 Euro somit auf 10 Webseiten verteilt à 0,20 Euro.

Flattr Beispielrechnung 2:

Ein User registriert sich bei Flattr und zahlt 2 Euro ein. Schon schnell nach der Anmeldung verliert er das Interesse an dem Service. Während des gesamten Monats hat er nur einmal den Flattr Button auf einem Blog gedrückt. Seine 2 Euro werden am Ende des Monats daher komplett an diese eine Webseite ausgegeben.

Die angezeigte Klickzahl auf einem Flattr-Button gibt also wenig Auskunft darüber, wie viele Euro für den entsprechenden Beitrag gezahlt bzw. gespendet wurden. Apropo Spenden: Seit Januar 2011 bietet Flattr auch einen zusätzlichen „Donate“ Button an. Dieser ermöglicht es dem Flattr-Nutzer eine direkte Spende zwischen 2 und 50 Euro an einen Blogeigentümer zu schicken. Für jede Spende wird eine Transaktionsgebühr fällig.

Blog monetarisieren mit Flattr

Blog monetarisieren mit Flattr

Die Idee hört sich im Prinzip gar nicht mal so schlecht an – wenn da nicht diese gemeinen Transaktionskosten wären 😉

Für die Nutzung von Flattr verlangt der Anbieter eine Nutzungsgebühr in Höhe von 10%. Zusätzlich kommen noch Gebühren für das Hoch- und Runterladen von Beträgen auf bzw. von der Plattform durch einen Bezahldienst, wie etwa Paypal (2-4%).

Interessanterweise steckt hinter dem Konzept Peter Sunde, der Macher der Torrent-Tracker Seite „The Pirate Bay“. Sascha Lobo hat zu der Frage, warum er nicht flattere, einen interessanten Kommentar über Herrn Sunde geschrieben. In diesem heißt es:

Ja, die Musikindustrie hat sich in den letzten Jahren grauenvoll dumm verhalten. Ja, das Urheberrecht hatte schon im 20. Jahrhundert seine Schwächen und für das 21. Jahrhundert ist es stark reformbedürftig. Ja, P2P ist nicht die Wurzel alles Bösen. Aber die arrogante, pubertäre, selbstgerechte Art, wie The Pirate Bay und damit auch Flattr-Gründer Peter Sunde sich einen Dreck um alle anderen inklusive der Musiker und Filmschaffenden geschert hat und damit mutmaßlich auch noch selbst Geld verdient hat, die stösst mir übel auf (selbst, wenn sie ein bisschen lustig ist). Flattr erscheint mir unter anderem als Feigenblättchen eines Menschen, dem seine Rolle der Contentdiebstahlbeihilfe etwas unangenehm geworden ist. Dazu noch ist das intransparente, von einer gewissen Schmierigkeit durchzogene Handeln von The Pirate Bay – zum Beispiel, was die Verkaufsabsichten anging – nicht geeignet, um größeres Vertrauen zu Herrn Sunde und seinen Geschäftspartnern aufzubauen.

Seit August 2010 testet nun auch Wikileaks Flattr. (Martin Weigert (2. August 2010): WikiLeaks testet Flattr. netzwertig.com) Innerhalb von 12 Stunden spendeten mehr als 400 Nutzer via Flattr an Wikileaks, dabei hatte Wikileaks noch nicht mal einen eignen Flattr Button. Beobachter meinen, dies könnte der große Durchbruch für Flattr werden.

Interessant wäre zu erfahren, wie viele User Flattr denn bislang in ihrem Netzwerk hat…

Wie wird das Jahr 2012 in den sozialen Medien aussehen?

Es hat sich mitlerweile in Unternehmerkreisen herumgesprochen, dass eine Facebook, Twitter oder Google plus Seite nicht nur mehr eine Frage des guten Tons ist, sondern essentiell für alle diejenigen, die ihre Klienten Online erreichen wollen.

Wenn dann selbst der Großvater und die Nachbarin anfangen, sich über die letzten Facebook Updates oder Tweets des Jahres zu unterhalten, dann sollte spätestens allen klar sein, dass Social Media im Mainstream angekommen ist.

Standen 2009 noch Echtzeitsuche und Informationsstreuung im Vordergrund und erlangten die Plattformen Twitter und Facebook Bekanntheit in Deutschland, so war Social Media doch immer noch ein stark unentdecktes Feld.

Deutschland in den Social Media Kinderschuhen

Während sich 2010 die ersten Unternehmen über ihre ersten Corporate Blogs freuten nahmen dieselben Unternehmer mit einer Facebook Seite im deutschsprachigen Raum definitiv eine Voreiterrolle ein. Nur große Marken hatten bereits eine professionelle Fanpage und nur langsam wuchs die Anzahl der Fans. Was Marken und Firmen auf Facebook zu suchen hatten, das war den Usern bis dato nicht klar und ein Following überflüssig.

Spread the word in 2011

2011 änderte sich die Wahrnehmung von Marken in den sozialen Medien erheblich. Immer mehr kleine- und mittelständische Unternehmen traten mit einem professionellen Profil in die Social Media Welt ein. Der Bäcker von der Ecke preist seine Sonderangebote an, der Pizzaladen im Dorf lockte mit Coupons und der Friseur von der Nachbarin versprach eine kostenlose Kopfmassage, wenn man denn seine Fanpage „likte“.

Mittlerweile sind sie alle in den sozialen Medien angekommen: Konsumenten wie Unternehmen. Sei es eine Dienstleistung, oder ein Produkt – es kaum etwa, was man nicht auf Facebook finden kann. E-Commerce wurde in 2011 ein großes Buzz-Wort, wie man so schön in der Social Media Szene zu pflegen sagt.  Tendenz steigend. E-Commerce ist dank Facebook nicht mehr nur eine Beschäftigung für große Unternehmer, auch Einzelunternehmer können sich mittlerweile eigene Facebook-Shops einrichten und ihre Produkte verkaufen.

Social Media vs. Telefon-Hotline

Immer mehr Kunden verweigern sich den Hotlines großer Unternehmen, wenn sie etwas zu reklamieren oder zu beanstanden haben. Der Trend geht dazu hin, seine Beschwerde über Twitter oder Facebook los zu werden. Es hat sich mittlerweile auch herumgesprochen, dass hinter den Social Media Kanälen junge, hochmotivierte Menschen sitzen, die es als oberste Pflicht sehen, jedes Kommentar und jeden Beitrag innerhalb von 24 Std. zu beantworten – meist sogar schneller. Anstatt also ewig lange in der Warteschleife zu hängen und irgendwo in Indien auszukommen, tendieren Nutzer dazu, ihren Frust auf Facebook, Twitter oder Google plus ab zu lassen. Mit Erfolg.

Wandel der Privatsspähre

Die Sphäre des Privaten hat sich dank Facebook, Twitter und Co. dramatisch geändert. Der Großteil der User gibt im Netz allerlei persönliche Informationen preis. Von der politischen Richtung, über die Höhe des Einkommens, Verwandtschaftsverhältnisse bis hin zu sexuellen Vorlieben – soziale Medien machen es möglich, ein ganz neues Selbst-Image ins Netz zu stellen. Es scheint, als hätten immer weniger Menschen etwas dagegen persönliche Informationen im Netz zu präsentieren und zu teilen. Es wird immer normaler, Kommentare, Meinungen und oft auch Abneigungen unter Fotos und anderer Leute Statusprofile zu hinterlassen. Für Marketing- und PR-Personal ist Facebook beispielsweise ein absoluter Informationshimmel.

Personalisierte Werbung

Niemals zuvor konnte so gezielt Werbung auf ein Publikum zugeschnitten werden. Dein Kunde möchte eine Zahnbürste an Mädchen mit Zahnspange zwischen 12-16 verkaufen, die eine Vorliebe für Pizza haben? Kein Problem, Facebook findet genau diese Zielgruppe. Streuverluste waren gestern. Du möchtest ein neues Produkt mit möglichst wenig Aufwand und super günstig und einer breiten Masse bekannt machen? Willkommen bei Twitter – nie war es einfacher. War Werbung in den Sozialen Medien vor 2 Jahren noch undenkbar, so ist sie heute schon kaum mehr wegzudenken.

Suchmaschinen und das suchende Ich

Dank unserer vielfältigen Interaktion mit den Sozialen Medien, lernen auch die Suchmaschinen mehr über uns, unsere Vorlieben und Abneigungen, über unsere Freunde und deren Verhaltensmuster und auch darüber, was unsere Familienmitglieder alles gut oder schlecht finden. Dank der Echtzeitinformationen, die wir vor und nach einem Einkauf, z.B. in Form einer Kundenbewertung hinterlassen, füttern wir die Google-Maschine und machen sie noch fetter. Der Vorteil ist, wir bekommen demnächst Suchergebnisse angezeigt, die uns zuerst relevante Inhalte aus dem persönlichen Netzwerken anzeigen wird. Google zeigt uns dann zuerst Produkte oder Nachrichten, die unser Freundeskreis bereits für gut empfunden hat. Dies bringt das Thema Empfehlungsmarketing auf ein total neues Level!

Der Mensch als 1 und O

Digitale Influencer werden somit für das Marketing immer wichtiger. Die Reichweite, der Beliebtheitsgrad und der Grad der Interaktion in den sozialen Medien – dies könnten zukünftig Indikatoren für Marketingspezialisten werden, wenn es darum geht, die richtigen Leute auf die richtigen Zielgruppen anzusetzen. Warum noch selber Werbung schalten, wenn man doch eigentlich nur eine Person braucht, die ihre Freunde von den Vorzügen eines Produktes überzeugen kann. Als Gegenleistung könnte es dann einen Rabatt oder ein Affiliate-System geben, welche engagierte Nutzer/ Influencer entsprechend honoriert. Am Ende ist der Mensch eine weitere 1 und 0 im Datendschungel, ein Marketinginstrument und Verkaufstalent – dabei wollte er sich doch eigentlich nur mit seinen Freunden online vernetzen …

 

Social Media in Deutschland Nutzerzahlen 2011

Social Media in Deutschland Nutzerzahlen 2011

 

Vor einigen Tagen hatte ich ja bereits über den aktuellen Skandal der britischen Zeitung „News of the World“ berichtet. (Zum Artikel gehts hier „Englands Hacker Journalismus“) Das brisante Thema wird nun auch in Hollywood aufgegriffen und verfilmt. Der Trailer klingt schon einmal viel vesprechend 😉

Das Ende der „News of the World“

Was derzeit der Abhörskandal der britischen Zeitung „News of the World“ ans Tageslicht bringt, ist ganz schön bitter. Gewissenlos übertraten englische Journalisten unter der Murdoch-Flagge gezielt moralische, ethische und auch rechtliche Grenzen, um eine gute Story zu gelangen.

Hacker in englischen Redaktionen

Dazu hackten sich die Journalisten in die Mobiltelefone von Schauspielern (wie etwa Hugh Grant oder Sienna Miller), Politikern, Fußballstars und sogar in die Handys der Königsfamilie. Systematisch wurden Mailboxen und Telefonate abgehört und damit das Intimleben zahlreicher Prominenter als saftige Story verkauft.  Denn die größte britische Sonntagszeitung stellte einen engagierten Privatdetektiv ein, der sich besonders gut auf skrupellose Abhörmaßnahmen verstand. Denn Glenn Mulcaire, der besagte Privatermittler, verschaffte sich Zugang zu den Mobiltelefonen von Angehörigen britischer Soldaten, die kürzlich in Afghanistan oder im Irak im Auslandseinsatz ums Leben kamen. So berichtet zumindest die Zeitung „Daily Telegraph“. So sollen private Gespräche von Ehefrauen, Eltern und Geschwister der getöteten Soldaten angezapft worden sein. Aus den Gesprächen wurden dann Artikel für die „News of the World“ gestrickt. Auch Polizisten sollen für die Ermittlungsdetails bestochen worden sein.

Rebekah Brooks Chefredakteurin der News of the World z.Zt. der Abhörskandale

Der Besitzer der „News of the World“ und Medienmogul Rupert Murdoch gab am Donnerstagnachmittag bekannt, dass das Blatt am Sonntag zum letzen Mal erscheint. Eine harte, aber sehr konsequente Maßnahme, findet auch Murdoch Sohn James. Er musste die Heilsbotschaft gestern der geschockten Belegschaft mitteilen. Für Murdoch geht es jedoch weniger um den moralischen Aspekt des Skandals, sondern viel mehr um ein Politikum. Rupert Murdoch, der aus Australien stammt, aber schon lange mit amerikanischen Pass in England ebt, würde gerne den Sender BSkyB aufkaufen. Seit Jahren arbeitet er bereits daran, seine Marktanteile an dem Sender, zu dem auch der Nachrichtenkanal Sky News gehört, auszubauen. Zurzeit hält Murdoch bereits 39% des Senders. Wegen seiner großen Medienmacht brauchte Murdoch dafür das Plazet der Regierung, was er Anfang März trotz großer Proteste der Opposition auch provisorisch bekam. Der Deal steht nach dem jüngsten Abhörskandal natürlich wieder auf der Kippe.

Murdoch und das Hacker Imerperium

Murdoch zieht bereits seit den Siebziger Jahren, vornehmlich auf der britischen Insel, die Marionettenstricke der Medienbranche und auch der Politik. Zum Murdoch Imperium gehören allein Großbritannien 5 Tageszeitungen der Yellow Press, wie das Boulevardblatt „Sun“. Am Wochenende erscheinen zusätzlich noch einmal 5 weitere Boulevardblätter aus dem Hause Murdoch. Berühmt und geliebt von den Briten, aufgrund ihrer unverwechselbaren Art Schlagzeilen zu produzieren, die wahrscheinlich in Deutschland bei Lesern eine Art Schockstarre auslösen würden.

Politik und Journalismus

Die britische Politik fürchtet jedoch die Blätter. Denn es heißt, wen die „Sun“ im Wahlkampf unterstützt, der wird es in die beliebte Adresse Downing Street Nummer 10 schaffen. Schon unter der eisernern Lady, Margret Thatcher (1979-19990), waren die Verstrickungen von Medien und Politik deutlich und kaum trennbar. Auch sie wusste bereits, dass sie ohne das Medienimperium keine Politik machen konnte. Auch Tony Blair und Tory David Cameron arbeitet bevorzugt mit dem Hause Murdoch zusammen und siehe da – sie schafften es auch alle Male in die Downing Street.

Abhörskandal oder investigativer Journalismus

Gerade die Beziehung des jungen Premiers Cameron könnte nicht inniger sein zur „News of the World“. So hatte er sich zu Beginn seiner Amtszeit den Ex-Chefredakteur, Andy Coulson als seinen persönlichen Medienberater an seine Seite gestellt. Coulson wiederum war an der Spitze des Blattes als der Abhörskandal um Prinz William und seine Angehörigen ausbrach. „News of the World“ hatte Details aus Mailboxnachrichten und Telefongesprächen veröffentlicht. Die Details waren so intim, dass das Könighaus beschloss Scotland Yard mit der Untersuchung der Affäre zu beauftragen. Man konnte sich nicht vorstellen, wie die Journalisten an die besagten Details auf legalem Wege heran kamen. Herauskam eine Verurteilung der Zeitung. Coulson machte seinerzeit den Richtern glaubhaft, dass er von den Geschehnissen und Vorgehensweisen seiner Mitarbeiter nichts wusste. Einer seiner Mitarbeiter musste daraufhin eine Haftstrafe absitzen.

Hacker oder Journalist?

Seinen Job als Chefredakteur gab Andy Coulson daraufhin auf und zog wenig später mit Premierminister Tory David Cameron in die Downing Street Nummer 10 ein. Er sollte fortan das Intermezzo Politik und Medien dirigieren. Doch letztes Jahr trat Coulson auch von diesem Amt zurück, nachdem die „News International“ den Behörden neues Material über die Hacking Methoden der „News of the World“ übergaben.  „News International“ hatten den Fall weiter recherchiert und kamen zu unglaublichen Ergebnissen, die offenbar sehr belastend für Coulson waren.

So kam beispielsweise heraus, dass neben den angezapften Telefonen von getöteten Soldaten auch die Mailbox eines getöteten Mädchens abgehört wurde. Die damals 13-jährige Milliy D. wurde 2002 entführt. Ihre Leiche fand man ein halbes Jahr später. Angehörige hinterließen in ihrer Sorge immer wieder Nachrichten auf der Mailbox von Milly. Da diese niemals voll wurde, gingen Angehörige und Behörden davon aus, dass das Mädchen noch lebe. Erschreckenderweise waren es aber die Journalisten der „News of the World“, die die Mailbox regelmäßg abhörten und die Nachrichten auf der Mailbox löschten, um Platz für neue zu machen.

Aus für „News of the World“

Das Blatt erscheint nun zwar zum letzten Mal, doch die Macher werden wahrscheinlich woanders unterkommen und mit ihren Tricks weitere skandalträchtige Stories schreiben. Denn auch wenn die Briten jetzt laut aufschreien, Datenschutz ist ein stark vernachlässigtes Anliegen in Großbritannien. Hoffen wir mal, dass es in deutschen Redaktionen anders dahergeht.